Wer war Alfred Landecker?


Mannheim, 24. April 1942. Zwei Gestapo-Männer hämmern an die Tür der Familie Landecker und brüllen: „Ist der Jude Alfred Landecker hier?“

Alfred Landeckers Brief an seine Tochter Gerda

Alfred Landecker, Veteran des Ersten Weltkriegs, Buchhalter, Witwer und Vater von Wilhelm, Emilie und Gerda, sitzt in seinem Wohnzimmer in Mannheim, vor ihm der gepackte Koffer. Darin: Unterwäsche, ein Mantel mit dem „Judenstern“ auf der Brust, kein Bargeld. So hatten es die deutschen Behörden in ihrem Deportationsbescheid angeordnet. Alfred Landecker wartet ruhig und gefasst, so schilderte es sein Sohn Wilhelm später. Womöglich hat er geahnt, dass er seine Kinder nie wiedersehen würde.

Bereits im Dezember 1938, kurz nach der Reichspogromnacht, in der die Nazionalsozialisten und ihre Mitläufer Synagogen und jüdische Geschäfte geplündert und zerstört hatten, hatte Alfred Landecker an seine Tochter Gerdele geschrieben: „Meine liebes Kind, die Zeiten haben sich geändert. Und mit ihr die Menschen.“

Ein letzter Brief von Alfred Landecker

Mit den Worten „Na du schmutziger Jude, bist du bereit für deine Reise?“, verschleppen die Gestapo-Männer Alfred Landecker aus seiner Wohnung. Einige Wochen später erhält die Familie in Mannheim einen letzten Brief. Aus ihm geht hervor, dass Alfred Landecker nach Izbica, einem Ghetto im besetzten Polen, deportiert wurde. Danach, so informieren die Behörden lapidar, „verliert sich seine Spur“. Das Ghetto in Izbica war eine Durchgangsstation in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor.


Die Alfred Landecker Foundation ist nach ihm benannt. Wir wollen Alfred Landeckers Andenken wahren und mit unserer Arbeit Sorge dafür tragen, dass sein Schicksal nicht in Vergessenheit gerät. Und sich Vergleichbares nie wiederholt.

Noch recherchieren wir, um mehr über Alfred Landeckers Leben zu erfahren. Was wir schon heute wissen: Seine Geschichte ist untrennbar mit der Familie Reimann verbunden. Sie hat die Alfred Landecker Foundation gegründet.

Albert Reimann jun. mit Emilie Landecker

Eine unwahrscheinliche Liebesbeziehung

Emilie Landecker, die Tochter von Alfred, hatte eine Beziehung mit Albert Reimann Junior, aus der drei Kinder hervorgingen. Diese Beziehung ist für uns heute schwer zu verstehen, denn Reimann war ein überzeugter Antisemit und Nationalsozialist.

Reimann Junior führte gemeinsam mit seinem Vater Albert Reimann Senior das mittelständige Chemieunternehmen „Joh. A. Benckiser GmbH“ in Ludwigshafen. Heute sind viele Familienangehörige und Erben der Familie Teilhaber der „JAB Holding Company“, die aus den Nachfolgeunternehmen von Benckiser entstanden ist.

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