Die Zahl der antisemitischen Vorfälle, die 2023 von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) erfasst wurden, war fast 83 Prozent höher als 2022. Dieser erhebliche Anstieg ist vor allem auf antisemitische Vorfälle nach dem 7. Oktober zurückzuführen. Sie machen über die Hälfte aller Fälle im Jahr 2023 aus. Auch in den Jahren davor waren Jüdinnen und Juden in Deutschland einem hohen Maß an Diskriminierung und Antisemitismus ausgesetzt.
RIAS dokumentiert seit der Gründung im Jahr 2018 systematisch antisemitische Vorfälle in Deutschland und bringt die Perspektiven der Betroffenen in den öffentlichen Diskurs ein. Durch die Bereitstellung der mehrsprachigen Meldeseite www.report-antisemitism.de ermöglicht RIAS Betroffenen, Zeugen und Angehörigen, antisemitische Vorfälle schnell und unkompliziert zu melden – auch solche, die unterhalb der strafrechtlichen Schwelle liegen. Diese Meldungen werden fachlich geprüft, kontextualisiert und an die entsprechenden regionalen Meldestellen weitergeleitet.
Neben der Dokumentation spielt RIAS eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Betroffenen. Der Bundesverband koordiniert die Bereitstellung von Hilfe durch Partnerorganisationen und vernetzt Betroffene mit spezialisierten Beratungsstellen, wie beispielsweise OFEK e.V., damit sie die notwendige juristische, psychologische und soziale Hilfe erhalten. Durch diese Arbeit trägt der Bundesverband RIAS dazu bei, Antisemitismus in Deutschland sichtbar zu machen und umfassende Daten bereitzustellen, die sowohl von staatlichen als auch zivilgesellschaftlichen Akteuren genutzt werden, um präzise Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus zu entwickeln.
European Network on Monitoring Antisemitism
Darüber hinaus hat die Alfred Landecker Foundation, gemeinsam mit der Europäischen Kommission, das 2024 unter der Koordination von RIAS ins Leben gerufene European Network on Monitoring Antisemitism (ENMA) mitfinanziert. Ziel dieses Netzwerks ist es, in mehreren EU-Mitgliedsstaaten ein einheitliches System zur Erfassung antisemitischer Vorfälle zu etablieren, um länderübergreifend vergleichbare Daten bereitzustellen. Dabei greift ENMA auf die erprobte Datenbanktechnologie und die hohen Arbeitsstandards von RIAS zurück. Durch diese Zusammenarbeit können antisemitische Vorfälle effizienter und präziser dokumentiert werden, was eine gezieltere Bekämpfung von Antisemitismus auf europäischer Ebene ermöglicht.