Am 27. Januar, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, wird vielerorts und in zahlreichen Formen an die Verbrechen des NS-Regimes erinnert. Dabei ist immer wieder das Bekenntnis zu hören, dass etwas Vergleichbares „nie wieder“ geschehen dürfe. Die Gefahr ist nur: Wenn das Gedenken zu einem leeren Ritual wird, das alle anderen von der Verantwortung entbindet, sich an den folgenden 364 Tagen mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, begeben wir uns auf gefährliches Terrain.
Die Realität abseits von Gedenktagen wie dem 27. Januar sieht düster aus: Antisemitische Verleumdungen und tätliche Angriffe auf Juden und Jüdinnen passieren fast täglich. Holocaustleugnung mag in den meisten europäischen Ländern zwar strafbar sein - aber die Strafverfolgung lässt zu wünschen übrig, insbesondere im digitalen Bereich. Das können wir nicht meinen, wenn wir „Nie wieder“ sagen.
Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus steht im Mittelpunkt der Arbeit der Alfred Landecker Foundation. Wir glauben, dass sich daraus eine Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft ableitet – nämlich jene, uns bewusst zu machen, welche Möglichkeiten wir als Einzelne haben, die ersten Schritte zu verhindern, die Demokratien zu Fall bringen können.
Was passiert also an den restlichen 364 Tagen? Welche Konsequenzen sind wir bereit, aus der Geschichte zu ziehen? Und wie beeinflusst die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes unser Leben im Hier und Jetzt?
Mit der Themenwoche #ReviveRemembrance reflektieren wir mit Projektpartner:innen aus der Alfred Landecker Community über die vielen Ansätze des Erinnerns und ihre Bedeutung in der Gegenwart. Als Stiftung, die neue Wege sucht, die NS-Vergangenheit im Hier und Jetzt relevant zu machen und die sich dem Kampf gegen Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Gegenwart verschrieben hat, wollen wir die Themenwoche vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag nutzen, um innezuhalten und nachzudenken: Wie erinnern wir – und warum?
- Silke Mülherr, Co-CEO der Alfred Landecker Foundation: Was meinen wir eigentlich, wenn wir „Nie wieder“ sagen?
- Alfred Landecker Lecturer Mykola Makhortykh über die Verbindung von Künstlicher Intelligenz mit der Erinnerung an den Holocaust
- Die Ergebnisse der MEMO-Studien zur Erinnerung an den Holocaust mit einer Einordnung unseres Programmdirektors Steffen Jost
- Landecker Lecturer Agata Pietrasik über die Verbindung von Kunstgeschichte mit der Erinnerung an den Holocaust
- Die Bekämpfung von Antisemitismus und Holocaustleugnung auf Plattformen: Die Klage von HateAid und der European Union of Jewish Students (EUJS) gegen Twitter
- Ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Jakob Baier über Antisemitismus in der deutschen Kulturlandschaft
- Dr. Christoph Kreutzmüller und Johanna Kühne vom Aktiven Museum über die Geschichte sogenannter „Judenhäuser“ und „Judenwohnungen“ in Berlin
- Erinnerung durch Kunst: Der Künstler Emmanuel Bornstein spricht über seine Großmutter und Holocaustüberlebende Carmen Siedlecki Bornstein
- Gedenken aus der jüdischen Perspektive: Rebecca Blady, Elmira Tarivierdiieva & Rebecca Rogowski von Hillel Deutschland beschreiben was Erinnerung für sie bedeutet
- Unser Programmdirektor Steffen Jost über das Gedenken an den Holocaust und warum es in der Gegenwart wichtig und präsent bleiben muss