Martin Clemens Winter


Dr. Martin Clemens Winter forscht am Historischen Seminar der Universität Leipzig. Neben der Wissenschaft liegen weitere bisherige Schwerpunkte seiner Arbeit auf historisch-politischer Bildungsarbeit, dem Kuratieren von Ausstellungen und Engagement für eine lebendige Erinnerungskultur an der Schnittstelle von Forschung, Politik und Gedenkstätten.

Martin Clemens Winter wurde 1981 in Nordhausen geboren. Nach seinem Zivildienst in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora studierte er Geschichte, Soziologie sowie Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig. Seine Dissertation zu den Todesmärschen aus Konzentrationslagern wurde im Jahr 2018 mit dem Stanislav Zámecník-Studienpreis des Comité International de Dachau ausgezeichnet.

Winter war in der historisch-politischen Bildungsarbeit und in Ausstellungsprojekten tätig. Seit mehr als zehn Jahren engagiert er sich an der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, die sich auf dem ehemaligen Gelände des Hauptsitzes der HASAG befindet. Im Jahr 2016 kuratierte er die derzeitige Ausstellung in der Gedenkstätte. Zwischen 2017 und 2020 arbeitete Winter im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters der Stadt Leipzig mit dem Schwerpunkt Gedenkveranstaltungen und Erinnerungskultur. Im Jahr 2020 war er Post-Doc-Stipendiat des Fritz Bauer Instituts Frankfurt am Main mit einem Forschungsprojekt zur internationalen Ahndung von NS-Verbrechen im Zusammenhang mit der HASAG.


Projektbeschreibung

NS-Unternehmenskultur, Zwangsarbeit und Judenmord beim Leipziger Rüstungskonzern HASAG

Während des Zweiten Weltkriegs war die Leipziger Hugo Schneider AG (HASAG) sowohl einer der größten Rüstungsproduzenten als auch einer der radikalsten Profiteure nationalsozialistischer Zwangsarbeit im Deutschen Reich und im besetzten Polen. In firmeneigenen Zwangsarbeitslagern für Juden im „Generalgouvernement“ starben bis zu 25.000 Menschen. Zehntausende Zivilarbeiterinnen und -arbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus ganz Europa mussten am Hauptsitz in Leipzig und in einer Reihe von Zweigwerken Rüstungsgüter für die HASAG herstellen.

Zugleich war die HASAG als „Kriegs-Musterbetrieb“ für ihre nationalsozialistische Unternehmenskultur in Bezug auf die deutsche Belegschaft bekannt.
Nach dem Krieg standen fast hundert ehemalige HASAG-Angestellte, denen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und vergleichbare Vergehen vorgeworfen wurden, vor deutschen und internationalen Gerichten.

Das Post-Doc-Projekt wird der Frage nachgehen, wie die Dynamiken nationalsozialistischer Inklusion und Exklusion in diesem großen privaten Rüstungskonzern einander bedingten: Wie waren NS-Unternehmenskultur, die radikale Ausbeutung von Zwangsarbeit und der Massenmord an den Juden miteinander verbunden?
Zudem wird ein weites Forschungsdesiderat im Fokus stehen: die transnational verwobene Ahndung dieser Verbrechen, die bis in die 1990er Jahre andauerte.
Mit dem Alfred Landecker Lecturer Programm werden diese Aspekte an der Universität Leipzig in einem öffentlichkeitswirksamen Forschungsprozess untersucht.

Unsere Themen

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