Launch des Landecker Digital Memory Lab:
Erinnerung an den Holocaust im digitalen Zeitalter


19. November 2024, Sussex, Vereinigtes Königreich

Das Landecker Digital Memory Lab, ansässig an der University of Sussex, wurde gestern Abend offiziell vorgestellt. Es wird als zentrale Anlaufstelle für den internationalen und interdisziplinären Wissensaustausch und die Forschung zur digitalen Erinnerung an den Holocaust dienen. In einer Zeit der zunehmenden Leugnung, Verzerrung und Verharmlosung des Holocausts war es nie dringlicher, digitales Fachwissen für das weltweite Gedenken an den Holocaust aufzubauen und zu vertiefen.

Unter der Leitung von Prof. Victoria Grace Richardson-Walden hat die Forschung des Labs bereits gezeigt, dass Organisationen, die sich mit dem Gedenken an den Holocaust beschäftigen, voller Ideen für digitale Innovationen sind, der Bereich an sich jedoch aus folgenden Gründen eine Nachhaltigkeitskrise erlebt:

  • Es besteht ein Mangel an grundlegender technologischer Infrastruktur in erinnerungskulturellen Einrichtungen, was den Einsatz digitaler Technologien zur Erinnerung an den Holocaust erschwert.
  • Die Holocaustleugnung, -verzerrung und -verharmlosung im Internet nimmt immer weiter zu und wird durch KI weiter verstetigt.
  • Es mangelt an Fortbildungsprogrammen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus erinnerungskulturellen Einrichtungen zu digitalen Aspekten der Erinnerung an den Holocaust sowie zur Bekämpfung von Desinformation.

Um diese dringenden Probleme anzugehen, wird das Landecker Digital Memory Lab in den nächsten fünf Jahren neues Wissen generieren durch Forschung zu dem Einfluss von sozialen Medien, Computerspielen, VR und AR, KI und anderen digitalen Medien auf die Erinnerung an den Holocaust.

Darüber hinaus hat das Lab folgende Ziele:

  • Erstellen einer „lebendigen Datenbank“, in der Wissen zu bereits existierenden digitalen Projekten zur Erinnerung an den Holocaust gesammelt wird.
  • Durchführung einer Serie von Co-Kreation Veranstaltungen in Europa, Lateinamerika und Australien, bei denen Fachleute für Holocaust-Erinnerung und - Bildung, Akademiker, Vertreter der Technologie- und Kreativmedienbranchen sowie politische Entscheidungsträger zusammenkommen.
  • Angebote für den Dialog zwischen diesen Interessengruppen (online und vor Ort), um gemeinsam Veränderungen herbeizuführen.
  • Zusammenarbeit mit Geldgebern und politischen Entscheidungsträgern, um weltweit eine bessere Unterstützung zu fördern.
  • Entwicklung einer Reihe von Fortbildungen, die das kritische Bewusstsein für digitale Technologien in erinnerungskulturellen Einrichtungen schärfen.
  • Ausrichten von drei internationalen Großevents, um Initiativen in diesem Bereich vorzustellen und gemeinsam Lehren daraus zu ziehen.
  • Angebot eines kostenfreien Beratungsdienste

Prof. Richardson-Walden sagte: „Organisationen, die sich mit der Erinnerung an den Holocaust und der Holocaust-Bildung befassen, sind voller brillanter Köpfe, sie stehen jedoch vor zahlreichen Herausforderungen, die die Sichtbarkeit und Wirkung ihrer Arbeit bedrohen. Das Lab versucht, diese Probleme anzugehen, indem es eine Plattform bietet, die darauf abzielt, sie auf transnationaler Ebene durch interdisziplinäre und sektorübergreifende Arbeit zu lösen. Die Erinnerung an den Holocaust sowie die Bildung in diesem Kontext befinden sich in einer existenziellen Krise – es war in der Tat noch nie so dringend wie heute, in diesem Bereich etwas zu tun.“

Lena Altman, Co-CEO der Alfred Landecker Foundation, sagte: „Die Erinnerung an den Holocaust ist in Gefahr: Wir erleben weltweit eine beunruhigende Zunahme an Geschichtsrevisionismus und Holocausrelativierung, die durch den digitalen Wandel beschleunigt wird. Wie können wir eine digitale Generation dazu ermutigen, sich mit dem Mord an Millionen von Juden auseinanderzusetzen und die Lehren aus dieser Vergangenheit auf aktuelle Herausforderungen anzuwenden? Das Landecker Digital Memory Lab geht dieses Problem direkt an, indem es bestehende qualitativ hochwertige digitale Inhalte zum Holocaust in einem einzigartigen Archiv erschließt, damit diejenigen, die sich mit historischer und politischer Bildung befassen, das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern stattdessen von Best-Practice-Beispielen lernen können. Des Weiteren wird das Lab die interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit zwischen Forschern, Entwicklern und Pädagogen fördern und so dazu beitragen, Silos aufzubrechen, um die Auseinandersetzung mit dem Holocaust heute einem möglichst breiten Publikum zu ermöglichen.“

Das Landecker Digital Memory Lab wurde gestern Abend im Imperial War Museum in London offiziell gelauncht, wo Prof. Richardson-Walden die neue Einrichtung einem Publikum aus Holocaust-Überlebenden und ihren Nachkommen, Vertretern von Holocaust-Gedenk- und Bildungsorganisationen, Politikern, Akademikern und Fachleuten für digitale Medien vorstellte.

Auf der Veranstaltung sprachen: Lord Khan, Minister für Faith, Communities and Resettlement (Glaubensfragen, Gemeinschaften und Umsiedlung), Lord Eric Pickles, Präsident der International Holocaust Remembrance Alliance (Internationale Allianz zum Holocaustgedenken) und Sondergesandter des Vereinigten Königreichs für Fragen bzgl. des Holocausts, Professor Michael Luck, stellv. Vizekanzler und Cornel Sandvoss, geschäftsführender Dekan der Fakultät für Kunst, Medien und Geisteswissenschaften, beide von der University of Sussex sowie Lena Altman, Co-CEO der Alfred Landecker Foundation.

Was ist das Landecker Digital Memory Lab?

Das Landecker Digital Memory Lab, das von der Alfred Landecker Foundation gefördert wird, ist angesiedelt am Weidenfeld Institute of Jewish Studies sowie dem Sussex Digital Humanities Lab in der Fakultät für Medien, Kunst und Geisteswissenschaften der University of Sussex. Die Alfred Landecker Foundation hat der University of Sussex 4,1 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt: die größte Förderung für geisteswissenschaftliche Forschung in der Geschichte der Universität. Erfahren Sie mehr über die Arbeit des Labs hier.

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