Decoding Antisemitism

Analyse und Bekämpfung von digitalem Antisemitismus


Decoding Antisemitism ist ein Forschungsprojekt des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und wurde von 2020 bis 2024 von der Alfred Landecker Foundation gefördert.

Ziel des Projekts war es, antisemitische Muster in der digitalen Kommunikation zu erkennen und zu analysieren sowie Strategien für den Umgang mit Antisemitismus im Netz zu entwickeln. Anders als viele ähnliche Initiativen widmete sich das Projekt nicht nur extremen oder offenen Formen von Antisemitismus, sondern auch subtileren und impliziten Mustern, um ein umfassenderes Verständnis der Problemlage zu gewinnen.


Das Projekt gliederte sich in zwei zentrale Arbeitsbereiche:

1. Qualitative Analysen:

Ein Forschungsteam analysierte Kommentare von Nutzerinnen und Nutzern zu Medienberichten, die antisemitische Reaktionen ausgelöst haben und ordneten sie nach inhaltlichen und sprachlichen Mustern ein. Das Team entwickelte ein Codierungssystem und einen inhaltlichen sowie strukturellen Leitfaden zur Analyse antisemitischer Diskurse. Auf dieser Grundlage können antisemitische Konzepte sowie deren sprachliche und visuelle Ausdrucksformen dokumentiert und eingeordnet werden.


2. Quantitative Analysen und maschinelles Lernen:

Training von KI-Modellen, um antisemitische Inhalte automatisiert zu identifizieren und zwischen verschiedenen Diskursen, Plattformen und Ländern zu vergleichen.


Zusätzlich organisierte das Projekt Workshops und Veranstaltungen, um Wissen an Zielgruppen aus Politik, NGOs, Medien und Bildung zu vermitteln.


Kernergebnisse

Diskursberichte:

  • Erster Diskursreport. Februar 2021
    Der erste Diskursreport gibt einen Einblick in die methodischen Ansätze und die Art antisemitischer Hassrede in ausgewählten Online-Diskursräumen in Deutschland und Großbritannien.
  • Zweiter Diskursreport. August 2021
    Der zweite Diskursreport legt die definitorische Grundlage der Analysen dar und bietet erstmals umfassende Einblicke in die Korpusanalyse für Großbritannien, Frankreich und Deutschland – mit Fokus auf die Eskalationsphase im Nahostkonflikt im Mai 2021, die Impfkampagne in Israel und drei unabhängige Fallstudien.
  • Dritter Diskursreport. April 2022
    Der dritte Diskursreport beleuchtete Unterschiede und Gemeinsamkeiten antisemitischer Reaktionen – insbesondere Holocaust-Verzerrung – auf zwei Diskursereignisse in Frankreich und Deutschland: die Proteste gegen den Gesundheitspass (die französische Variante des Corona-Zertifikats) und die strafrechtliche Verfolgung ehemaligen KZ-Personals.
  • Vierter Diskursreport. Oktober 2022
    Der vierte Diskursreport untersuchte zwei bedeutende internationale Ereignisse: den russischen Einmarsch in die Ukraine und eine Welle terroristischer Gewalt in Israel Anfang 2022. Zudem wurden vier nationale Fallstudien, die die Anpassungsfähigkeit des modernen Antisemitismus veranschaulichen, analysiert.
  • Fünfter Diskursreport. April 2023
    Der fünfte Diskursreport analysierte Online-Kommentare zu den antisemitischen Äußerungen des Rappers Kanye West, zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar und zu den israelischen Parlamentswahlen. Zudem wurden bestehende automatisierte Erkennungsmethoden für Hate Speech bewertet und ein innovativer Ansatz basierend auf Transfer Learning vorgestellt.
  • Sechster Diskursreport. Februar 2024
    Der sechste Diskursreport untersuchte den Online-Antisemitismus im Gefolge der Hamas-Angriffe am 7. Oktober 2023 und der darauffolgenden israelischen Militäroperationen im Gazastreifen. Zudem wurden die Reaktionen auf die umstrittenen Äußerungen von Elon Musk über jüdische Organisationen verfolgt und die Entwicklung des Projekts Decoding Antisemtism seit dem Start reflektiert.


Publikationen:

  • Lexikon: Das Open-Access-Buch ist eins der zentralen Ergebnisse dieses Projekts. Es ist der erste umfassende Leitfaden zur Identifikation von Antisemitismus im digitalen Raum – sowohl in seiner expliziten als auch in seiner impliziten Form. Das Lexikon basiert auf jahrelanger Analyse von über 100.000 authentischen Kommentaren, die von Social-Media-Nutzern in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und darüber hinaus verfasst wurden. Das Buch stellt 46 antisemitische Konzepte, Stereotype, Analogien, Strategien und Sprechakte vor und erläutert deren historische, konzeptionelle sowie linguistisch-semiotische Merkmale.
  • Wissenschaftliche Artikel, Medienbeiträge, weitere Open-Access-Bände.


Veranstaltungen:

  • Mit innovativen Ansätzen und umfangreichen Publikationen konnte das Projekt entscheidende Impulse für die Analyse und Bekämpfung von Antisemitismus im Netz geben.
  • In Online- und Vor-Ort-Veranstaltungen wurden die im Projekt erworbenen Erkenntnisse geteilt. Schwerpunkte lagen dabei auf dem Austausch mit dem Policy-, Bildungs- und Präventionsbereich.


Unsere Themen

An den Holocaust erinnern

Antisemitismus bekämpfen

Demokratie stärken

Auf Bluesky teilen
Per E-Mail teilen
Share-mail
Link kopieren
Link kopiert
Copy link
Zurück
back arrow