Jonathan Freedlands Vorlesung befasst sich mit der erschütternden Geschichte von Rudolf Vrba, einem der wenigen jüdischen Häftlinge, die aus Auschwitz entkommen konnten, und seinem Versuch, die Welt auf die Gräuel dort aufmerksam zu machen. Anhand von Vrbas außergewöhnlichem Leben wird Freedland die dringende gegenwärtige Relevanz von Wahrheit, Erinnerung und den Gefahren des Vergessens von Geschichte erörtern.
Im Vorfeld des Vortrags sprachen wir mit Jonathan Freedland über seine Beweggründe, sein Buch The Escape Artist zu schreiben, und über die Lehren, die er daraus zu vermitteln hofft.
Was hat Sie dazu bewogen, The Escape Artist zu schreiben und sich in Ihrem Werk umfassender mit der Geschichte des Holocaust zu beschäftigen?
„Was mich dazu veranlasste, The Escape Artist zu schreiben, war zum Teil das zunehmende Gefühl, dass wir in eine postfaktische Welt abzurutschen drohen. Rudolf Vrba war bewusst, dass der Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann. Und in der postfaktischen Ära nach 2016 schien es wichtiger denn je, die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der diese Gefahr auf die denkbar direkteste Weise gesehen hatte.“
Welche Wirkung erhoffen Sie sich von dem Buch und der Gedenkvorlesung auf die Lesenden und Teilnehmenden?
„Ich hoffe, dass sich die Leserinnen und Leser nach der Lektüre dieses Buches nicht nur der Erinnerung an den Holocaust und dem Kampf gegen die Bedrohung durch Antisemitismus verschreiben, sondern auch ein Verständnis dafür entwickeln, wie leicht sich eine Gesellschaft von den Normen und Werten, auf denen die Demokratie beruht, entfernen und in den Abgrund rutschen kann.“
Wie können uns Ihrer Meinung nach die Lehren aus dem Leben von Rudolf Vrba bei der Bewältigung moderner Herausforderungen helfen?
„Die Lehre, die wir aus dem außergewöhnlichen Leben von Rudolf Vrba ziehen sollten, ist, dass Fakten allein nicht ausreichen: Die Menschen müssen diese Fakten auch glauben – und das ist eine weitaus schwierigere Aufgabe. Kampagnenmacher und Aktivisten müssen erkennen, dass es mehr als nur Daten braucht, um andere zu überzeugen.“
Nehmen Sie an dieser Vorlesung teil, die zum Nachdenken anregen und über die bleibende Kraft der Wahrheit in unsicheren Zeiten reflektieren wird. Die Veranstaltung ist kostenlos, bitte melden Sie sich für eine Teilnahme vor Ort oder online an.
Details zur Veranstaltung
Datum: 28. Januar 2025,
Zeit: 17:30 - 19:00 (GMT)
Ort: Die Blavatnik School of Government, Universität Oxford & online
Die Vorlesung findet auf Englisch statt. Für die Anmeldung und weitere Informationen, klicken Sie hier.
Über den Vortragenden:
Jonathan Freedland ist ein preisgekrönter Journalist und Kolumnist für The Guardian. Er schreibt auch Thriller unter dem Pseudonym Sam Bourne. Freedlands hochgelobtes Buch The Escape Artist (Der Entfesselungskünstler) bringt die außergewöhnliche Geschichte von Rudolf Vrba ans Licht und verbindet akribische historische Recherche mit einer kraftvollen Erzählung. Freedland beschäftigt sich intensiv mit Themen wie Wahrheit, Gerechtigkeit und den anhaltenden Auswirkungen der Geschichte des Holocaust.
Über die Alfred Landecker Memorial Lecture
Das am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar 2020) ins Leben gerufene, von Landecker finanzierte akademische Programm an der Blavatnik School of Government der Universität Oxford untersucht die Verfolgung und den Schutz von Minderheiten in Europa und erforscht insbesondere die Werte und Institutionen, die der demokratischen Gesellschaft zugrunde liegen. Die Alfred Landecker Memorial Lecture ein fester Bestandteil des Programms, findet jedes Jahr anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Weitere Informationen finden Sie hier.