Mit dem Alfred Landecker Lecturer Programm fördert die Stiftung Spitzenforschung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Geschichte und zu den Folgen des Holocaust sowie zur gesellschaftlichen und politischen Tradierung der Erinnerung an den Holocaust. Dafür haben wir hochqualifizierte Postdoktorandinnen und -doktoranden aus den Geistes- und Sozialwissenschaften zur Bewerbung aufgerufen. Die fünf ausgewählten Landecker Lecturer mit ihren Projekten wurden durch ein minutiöses dreistufiges Auswahlverfahren aus einem Pool von rund 40 Bewerber:innen ausgewählt.
Das Ziel des Lecturer Programms ist es, innovative Ansätze zu fördern, die Bezug nehmen auf die heutigen Herausforderungen und auf aktuelle Diskurse in der Erinnerungspolitik. Ein tieferes Verständnis der Ursprünge und Wirkungsweisen des systematischen Massenmords an sechs Millionen Juden und Millionen anderer Opfer kann uns dabei helfen, diesen Herausforderungen angemessener zu begegnen. Zur Umsetzung dieses Ziels hat die Stiftung im Mai 2020 das Alfred Landecker Lecturer Programm ins Leben gerufen. Die Landecker Lecturer werden für die Umsetzung ihrer Projekte für fünf Jahre gefördert und unterstützt, durch finanzielle Hilfe, Beratung und Schulungen.
Die Forschungsprojekte der Landecker Lecturer sind auch in diesem Jahr ebenso vielfältig wie ihre Hintergründe. Sie reichen von der Erforschung und Analyse der Ausstellungen von Kriegsverbrechen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach organisiert wurden; der vergleichenden und interdisziplinären Analyse der Vertreibung von Jüdinnen und Juden im britischen Empire vor und nach dem Holocaust; der Forschung am Verhalten der Stadtverwaltungen in Lemberg, Posen und Warschau während der deutschen Besatzung; der Untersuchung an den Auswirkungen des zunehmenden Einsatzes von algorithmischen Systemen für die Speicherung, den Abruf und die Filterung von Holocaust bezogenen Inhalten bis hin zur Analyse der Kontinuität und Wandel im Staatsangehörigkeitsrecht und in der Einbürgerungspraxis der Bundesrepublik Deutschland seit 1949.
Agata Pietrasik ist Kunsthistorikerin an der Freien Universität in Berlin. Ihr Projekt befasst sich mit der Darstellung und Erinnerung des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs in der bildenden Kunst und Kultur Mitte des 20. Jahrhunderts.
Eliana Hadjisavvas ist Historikerin für Migration und Vertreibung mit einem besonderen Interesse am britischen Empire. Ihr Projekt wird die erste vergleichende und interdisziplinäre Analyse der Vertreibung von Jüdinnen und Juden im britischen Empire darstellen.
Dr. Grzegorz Rossoliński-Liebe ist Historiker an der Freien Universität Berlin. Sein Projekt untersucht das Verhalten der Stadtverwaltungen in Lemberg, Posen und Warschau während der deutschen Besatzung, mit dem Ziel, eine kollektive Biografie zu schreiben.
Dr. Mykola Makhortykh ist Postdoktorand am Institut für Kommunikations- und Medienforschung der Universität Bern. Sein Projekt untersucht die Auswirkungen von algorithmischen Systemen in der Holocaust-Gedächtnisübertragung.
Dr. Nicholas Courtman ist Historiker und Germanist am King's College in London. Sein Projekt rekonstruiert die politische, soziale und rechtliche Geschichte des Staatsbürgerschaftsrechts in der BRD nach dem Nationalsozialismus bis in die Gegenwart.